DIE GESCHICHTE MIT BLUTWURST
Der Oktober war anstrengend und irgendwie merkte ich gleich zu Beginn, welche Schwierigkeiten, Sorgen und Probleme dieses Leben mit sich bringt.
Als ich Mitte des Monats dort hinkam (Andi hatte zu der Zeit noch kein Mobiltelefon) erzählte man mir, daß "Blutwurst", Gregor's Hund 2 Nächte zuvor vom grossen Gelände nebenan weg gelaufen wäre und seitdem nicht mehr aufgetaucht sei.
Alle machten sich Sorgen.
Kurz entschlossen packte ich Gregor und Andi ins Auto und klapperten sämtliche Tierheime in der Umgebung ab: Fehlanzeige.
Die Hoffnung sank immer weiter, bis dann endlich ein Anruf aus einer Tierklinik kam, das Tier wäre wohl bei ihnen vorbei gebracht worden. - Von der Polizei. Schwer angefahren. Von wem oder was, wurde uns am Telefon erstmal nicht erklärt.
In der Klinik angekommen fragte eine der Mitarbeiterinnen Gregor dann ersteinmal in einem ziemlich herablassenden Tonfall, wie das überhaupt passieren konnte. Es wäre ja nicht so, das Gregor nicht sowieso schon ein total schlechtes Gewissen gehabt hätte. Aber nein, sie unterstellte ihm, er hätte die Aufsichtspflicht verletzt.
Als wir dann endlich erfuhren, was mit dem Tier passiert war, brach für Gregor eine Welt zusammen: Das Tier war von einem Zug angefahren worden. Jeder kann sich sicherlich die Konsequenzen vorstellen. Es wären viele Operationen notwendig gewesen. Viele Medikamente müssten finanziert werden.
Man empfahl ihm, sich um einen "Spender" zu kümmern. Einschläfern dürften sie ihn nicht, da er ja angeblich keine Schmerzen hätte und durch die OPs wieder einigermaßen auf die Beine käme...
Tatsache ist: Wir wissen seither nicht, wie es dem Hund geht. Gregor traut sich nicht, dort hinzufahren, weil ihn sein Gewissen unendlich belastet. Er hat jedenfalls schon eine Rechnung über 750 Euro erhalten. Schliesslich muss das Tier ja mit Schmerzmitteln versorgt und gepflegt werden.
Niemand traut sich, das Thema anzusprechen.
