Am 27. November 2012 ging Andi mit 0,0 Promille zur Entgiftung in die Klinik. Diese ist immer Voraussetzung für die im Anschluss folgende Langzeittherapie. Dort blieb er dann 5 Tage und bezog mit Voltaire am 3. Dezember in der
(Das einzige Therapiezentrum im Umkreis von mehreren hundert Kilometern, in das die Patienten ihre Hunde mitnehmen können).
Die erste Therapie für Andi überhaupt. Er sagt, eine zweite würde er nicht machen: "Wenn es jetzt nicht klappt, dann funktioniert das später mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht." Was nur beweist, dass er diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen hat und sehr wohl weiß, was auf dem Spiel steht.
Sein Fazit:
"Schaun wir mal wie das hier weitergeht und machen das Beste draus.
Hauptsache Trocken bleiben."
Telefonat mit Andi kurz nach Therapiebeginn:
Er:"Rat mal, was ich heut gemacht hab
Aber, ne, da kommst Du eh nie drauf."
Ich:"Draussen?"
Er:"Ja."
Ich:"Schlammcatchen."
Er:"Nö."
Ich:"Klettern"
Er:"Ne, ganz kalt."
Ich: "Holzhacken."
Er:"Neee, noch kälter."
Ich:"Ach komm, sag schon!"
Er:"Nein", meinte er. "Wenn ich dir das jetzt sage, dann
hältst du mich wahrscheinlich für komplett bescheuert."
Vielbach liegt unweit von einer grossen Tongrube.
Andi stapelt dort nun Steine, wenn ihm alles zuviel wird.
Wunderbare Skulpturen, die er da baut.
Ich wußte nicht, dass Steine so schön sein können.
Sein Motto:
"Ob eine Sache gelingt, erfährst du nicht, wenn du darüber nachdenkst, sondern wenn du es ausprobierst."
Insgesamt bin ich immer wieder überrascht, wie selbstbestimmt und engagiert ein Mensch mit einer derartigen Vergangenheit die enorme Umstellung meistern kann: Wenn man sich erst einmal dazu durchgerungen hat, das Leben wieder in die eigenen Hände zu nehmen und nicht länger von der jeweiligen Droge bestimmen zu lassen. Der Alkohol und das Leben auf der Straße hatten ihm bisher jegliche Kraft dazu genommen, aber nun, da die Energie langsam wieder zurück kommt, kann er sich voll und ganz darauf konzentrieren, seine Ressourcen zu mobilisieren um ganz neue Wege zu gehen und sich vorallem wieder neu zu entdecken.
Es bleibt nun zu hoffen, dass er im Anschluss an die Therapie einen passenden Adaptionsplatz finden wird. Mit Menschen, die sein Wesen und dessen Impulse schätzen, so dass er seine Kreativität und den Willen weiter abstinent zu leben, weiter ausbauen kann. Damit er einen eigenen Platz im Leben findet, an dem er sich frei entfalten kann. Und mit Menschen um ihn herum, die ihn so nehmen, wie er ist: Ein ganz eigener Charakter mit Ecken und Kanten, aber mit viel Herz, Kreativität, Mut und Verstand.
Die Therapie endet am 11.März 2013