NANA & RUMPEL

habe ich schon ewig nicht mehr gesehen.  Sie befinden sich jetzt wohl seit einer Weile wieder dauerhaft in Mainz, wo sie einem Artikel der Mainzer Nachrichten aus dem Dezember zufolge sehr glücklich wären und sich kein anderes Leben vorstellen können:

 

 

Wohnungslos:

 

Mit 15 Jahren zog Nana freiwillig auf die Straße und landete über viele Umwege in Mainz 

 

Von Tommy Könnel 

 

MAINZ - Sie schaut aus lebensfrohen Augen in die Welt, verbringt viel Zeit mit den Dingen, die sie gerne mag: ihren Büchern, ihren Hunden Pibo und Tabu und ihrem Partner Rumpel. Nana ist 26 Jahre alt – und lebt seit elf Jahren auf der Straße.

„Ich bin glücklich“, erklärt sie, ohne lange überlegen zu müssen. Rückblickend würde sie diesen Weg wieder beschreiten. Einen Weg mit zahlreichen Steinen, die es zu umgehen galt. Als Teenager zog sie freiwillig auf die Straße, fand Gleichgesinnte und verlor spätestens durch den frühzeitigen Tod ihrer Schwester auch den Anschluss an die Familie. Nana hat danach viele Orte gesehen, war jedoch selten willkommen.

„Manchmal resigniert man für einen Moment“

Von Heidelberg, wo sie ursprünglich herstammt, führte ihr Weg über Kassel, Landau, Bruchsal, schließlich nach Mainz, wo sie nun bereits seit einigen Jahren Station macht. Oftmals hatte sie sich bereits heimisch gefühlt, gemeinsam mit Freunden leerstehende Gebäude besetzt und sich dort eingerichtet, doch immer wieder wurden sie weggeschickt. Mal vom Ordnungsamt, mal von Grundstücksbesitzern, die ihr Gelände zurückverlangten, mal wegen einer anstehenden Landesgartenschau. Die Gründe sind vielfältig, aber Nana musste immer weiterziehen. „Manchmal resigniert man kurz, weil einem wirklich das Herz an diesem Ort hing“, erzählt sie. Schließlich sei es jedes Mal ein richtiges Zuhause gewesen.

 

In Mainz hat sie mit ihrem Partner schon länger im wahrsten Sinne des Wortes ihr Zelt aufgeschlagen. Zwischen Münchfeld und Gonsenheim, etwas versteckt hinter den Hecken, steht das mobile Eigenheim, wo die beiden das ganze Jahr über zuhause sind. Täglich packen sie das Nötigste zusammen und laufen mit den Hunden und ihrem Gepäck in die Stadt. „Mainz hat mich gefunden“, sagt Nana. Weg zieht es sie deshalb überhaupt nicht.

„Wir leben vom Schnorren“, bringt es Nana auf den Punkt. Tagessatz bezieht lediglich ihr Freund Rumpel. Sie selbst verzichtet darauf. „Zu Weihnachten und durch den großen Zulauf am Weihnachtsmarkt sind die Leute aktuell natürlich spendabel. Da können wir uns ein kleines Polster schaffen“, erklärt sie. Allerdings lockten die Weihnachtsmarkt in der Innenstadt auch zahlreiche Schnorrer an, die gar nicht darauf angewiesen seien. „Wir kennen einige Leute hier, die eigentlich Hartz IV beziehen und trotzdem betteln. Das ist ungerecht“, findet Nana. Immerhin respektiere man sich soweit untereinander, dass jeder sein eigenes Revier zum Schnorren habe, seinen festen Platz.

 

Viele erkennen das Paar wieder

 

Nana, Rumpel und die Hunde haben in der Schusterstraße, direkt am Markt, ihren Platz. Bei schlechtem Wetter suchen sie in der Unterführung gegenüber von „Nordsee“ Schutz. Viele Leute erkennen das Paar wieder, werfen ihnen regelmäßig ein paar Münzen in ihren Becher. Allerdings berichtet Nana auch von weniger erfreulichen Begegnungen.

„Natürlich kommt es auch vor, dass wir angepöbelt werden. Manchmal von Jugendlichen, aber auch Senioren beschimpfen uns. Manchmal weil es den Hunden angeblich nicht gut gehe, dabei haben die hier alles, was sie brauchen. Bewegung, frische Luft und immer genug Futter“, meint Nana. Sie würde sich erhoffen, dass viele Passanten anders mit ihnen umgehen würden, besonders wenn Kinder dabei seien. „Oft werden die einfach weitergezogen oder sollen nicht zu uns hinsehen. Das ist traurig und genau der falsche Weg“, findet sie.

Oft sehen Nana und Rumpel aber auch gar nicht, wer an ihnen vorbeiläuft. Dann sind sie in ihre Bücher vertieft. „Ich lese ziemlich alles“, sagt Nana. Krimis, Fantasyromane, auch Schulbücher über Philosophie und Psychologie. Der Leselust sind keine Grenzen gesetzt. „Das ist auch der einzige Luxus, den wir uns gönnen“, erklärt sie. Wenn sie etwas Geld zusammengespart haben, geht es auch mal zum Bücherladen. Meist nutzen die beiden aber die öffentlichen Bücherregale, um sich mit neuem Lesestoff zu versorgen. 

 

Gedichte und Songtexte als private Leidenschaften

 

Lyrik ist eine Leidenschaft der 26-Jährigen. „Songtexte, nur ohne die Musik“, schreibt sie bei Gelegenheit auf. Gerne würde sie diese auch mal vertont hören, aber bislang habe sich das nie ergeben.

Fragt man sie nach ihrer Zukunft, kommt Nana dann doch kurz ins Grübeln. „Ich weiß nicht, was in zehn Jahren ist“, erklärt sie. Sie habe keinen festen Plan, träume aber davon wieder in einer größeren Gruppe unterwegs zu sein, einen schönen Fleck zu finden, vielleicht mit einem Garten. Ein „normales“ Leben zieht sie jedoch wenig an. „Ich weiß, dass ich so glücklicher bin. Ohne das tägliche Gerenne um Geld, Statussymbole und Macht“, erklärt sie. Und meint es auch so. Das sagen ihre freundliche Art und der Mut, mit dem sie von der Zukunft spricht.

 

PS: Nana, wenn Du das hier liest, kümmern Dich um Deinen Kram und melde Dich bei Muddern!


...MURAT

Murat geht es hoffentlich gut. Ich weiß nicht allzu viel über sein jetziges Leben, denn er hat den Kontakt sehr eingeschränkt, was ich nach wie vor als wirklich gutes Zeichen deute.  Alle, die deswegen wütend auf ihn oder enttäuscht von ihm sind, kann ich nur immer wieder sagen: Vertraut ihm und erinnert Euch immer mal wieder dran, wie knapp alles war. Er wird schon wissen, was gut für ihn ist und "halb" war noch nie sein Ding. Hauptsache, er trinkt nicht mehr und geht weiter seinen Weg. Es war schon arg eng und ich bin heilfroh, dass wenigstens er runter ist von der Straße und weg vom Alkohol mit einer guten Prognose für seine Zukunft. 

 

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